Elektromobilität - die 8bm besuchte am 25.Mai 2023 eine E-Schnellladestation in Obing. Interview mit Adi Stadler zur E-Mobilität und E-Lademöglichkeiten in der Umgebung. Das Interview führten Ben und Tim.

Warum haben sie sich dafür entschieden, eine Schnellladestation aufzustellen?

Ich habe vor einiger Zeit selbst ein E-Auto ausgeliehen und habe in der Praxis dann festgestellt, dass das derzeitige Ladenetz noch eine mittlere Katastrophe ist, um es drastisch zu sagen. Gerade auch in der Großstadt München hatte ich große Probleme, freie Ladepunkte zu finden. Ich will mich beteiligen, das Netz gerade auf dem Land dichter zu machen. Es ist auch ein Mehrwert für Obing, um für die Anwohner und Urlauber ein Schnellladeangebot bieten zu können.

Haben Sie selbst ein E-Auto?

Nein.

Wie lange hat die Umsetzung der Idee Schnellladestation gedauert?

Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es 1 Jahr. Das Förderprogramm der Bundesregierung heißt „Ladeinfrastruktur vor Ort“.

Hat sich die Anschaffung gelohnt?

Der wirtschaftliche Aspekt steht für mich aktuell nicht im Vordergrund. Ich möchte einen Beitrag zur E-Mobilität leisten, die aktuellen noch am Anfang steht. Außerdem wollte ich meinen Waschpark zielgerichtet ergänzen. Seit Beginn des Betriebs im Oktober 2022 gab des ca. 850 Ladevorgänge.

Wie viel kostet eine Kilowattstunde Strom?

Abhängig vom Bezahlsystem, Anbieter, den man mit seiner Karte gebucht hat und Tarif. Das sollte mehr oder weniger bei ca. 55 Cent liegen.

Ist es umweltfreundlicher ein E-Auto zu fahren?

Dazu muss man betreffende unabhängige Wissenschaftler fragen. Meine persönliche Einschätzung ist, dass ein Mix aus den verschiedenen Mobilitätskonzepten E-Mobilität, Verbrenner, Wasserstoff und andere Möglichkeiten, die noch in der Forschung stehen, der sinnvolle Weg in die Zukunft wäre.

Von welchen Energiequellen kommt ihr Strom?

Die Vorgabe der Förderung war, dass 100 % Ökostrom verwendet wird. Einen passenden Anbieter gerade in der Ukraine-Krise zu finden, war eine große Herausforderung.

War etwas problematisch bei der Anschaffung der Ladesäule?

Der Ukrainekrieg hat das Angebot der Auswahlmöglichkeit der Ladesäule verringert. Man musste schnell handeln und entscheiden. Auch der Netzanschluss war spannend. Ich habe einen kurzen Anschlussweg mit Unterstützung meines Nachbarn umsetzen können.

Müssen sie jemand anderen bei den Ladevorgängen etwas zahlen?

Die Veröffentlichung auf digitalen Karten, das Abrechnungssystem sowie die Wartung gehören zu den Betriebskosten.

Wie funktioniert die Bezahlung?

Mit Karten oder Apps von verschiedenen Anbietern.

Gab es schon mal Defekte?

Ein Ladepunkt war mal außer Betrieb. Die Reparatur wurde direkt durch den Hersteller der Ladesäule, der aus Bozen in Italien kommt, ausgeführt.

Welche Vor- und Nachteile sehen sie in der E-Mobilität?

E-Autos sind wartungsärmer und die Kundendienste der Fahrzeuge werden sich verändern. Nachteile sind momentan ein hoher Anschaffungspreis, die Ladeinfrastruktur sowie die Ladezeiten.

Wo sehen sie sich mit ihrer Ladestation in 5 bis 10 Jahren?

Das kann ich nicht klar sagen. Es ist schon alles sehr im Fluss. Die Politik gibt die Richtung vor. Es werden sicher große Unternehmen und Tankstellen sich beim weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur beteiligen. Das Ladenetz wird dann dichter. Ich bin aktuell die einzige Schnellladestation zwischen Bernau und Mühldorf. In der Kreisstadt Traunstein gibt es eine Schnellladestation bei einem Solarpark in Haslach. Die Anzahl von Schnellladestationen ist noch sehr gering in der Region. Hier wollte ich schnell sein, um ein Angebot vor Ort für E-Autofahrer zu schaffen.

Vielen Dank für das Interview.

Ein älterer Herr aus Seeon hat gerade seinen E-Kleinwagen aufgeladen. Er meinte, in Seeon brauche er für eine normale Ladung 2 Stunden, hier nur ca. 20 Minuten. Ihm machen die Ladezeiten nichts aus. Er freut sich über sein Fahrzeug, das für viele Jahre von der KfZ-Steuer befreit ist. Er denkt, er spare sich ein Fünftel von den damaligen Benzinkosten seines alten Autos.